Allzu oft ist die Lehre an Hochschulen noch dadurch gekennzeichnet, dass es vor allem um die Reproduktion von Inhalten oder auch Kompetenzen geht, die von einem Lehrenden präsentiert oder vorgelebt werden. Im Kontext einer Wissensgesellschaft, in der sich Wissensbestände in immer kürzeren Zeitabständen verdoppeln, ist es jedoch vielmehr notwendig, die eigene Aneignung von Wissen und Kompetenzen durch die Studierenden zu fördern. Inhalte werden dadurch keineswegs obsolet, im Gegenteil: Sie erfahren eine Aufwertung, indem sie exemplarisch dazu dienen, die Kultur des Faches aufzunehmen und darüber hinaus selbstgesteuertes und lebenslanges Lernen zu fördern.
Solche Lernarrangements fordern die traditionelle Lehre vor allem dadurch heraus, dass Lernprozesse weniger vorhersehbar und nicht mehr ergebnissicher planbar sind. Ergebnisoffene Lehre wird dann häufig mit schlechter Lehre verwechselt, obwohl das eine völlig unabhängig vom anderen ist.
An diesen Punkten setzt dieser Online-Workshop an: Wir beschäftigen uns damit, für welche Inhalte und Themen sich Konzepte des forschenden Lernens grundsätzlich eignen, wie man ein entsprechendes Lernarrangement methodisch und didaktisch konzipiert und umsetzt, wie man mit möglichen Widerständen der Lernenden umgeht (für die solche Lernumgebungen manchmal auch zunächst fremd sind) und wie man in der eigenen Haltung einen Wechsel von der Inputsteuerung zur Prozessbegleitung entwickeln kann.
Die Teilnehmenden haben im Verlauf der Veranstaltung immer wieder Zeit, die Anregungen auf ihre eigene Lehre zu übertragen.
Lernziele
Die Teilnehmenden kennen Konzepte und Beispiele für forschendes und selbstgesteuertes Lernen.
Sie reflektieren die eigene Lehre (Themen und Inhalte) im Hinblick auf ihre Eignung für forschendes und selbstgesteuertes Lernen.
Sie entwickeln eigene Settings, Aufgabenstellungen und Methoden im Sinne des Forschenden Lernens für die eigene Lehre.
Sie antizipieren mögliche Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben können, dass diese neuen Lernarrangements für Ihre Zielgruppe noch ungewohnt sind und entwickeln Strategien, um damit umzugehen.
Sie reflektieren Ihre eigene Haltung als Begleiter:in von Lernprozessen (versus als Verantwortliche für den Vortrag von Inhalten).
Kursleitung
Dr. Sebastian Walzik
Dr. Sebastian Walzik hat Wirtschaftspädagogik in Nürnberg, Galway (Irland) und St. Gallen (Schweiz) studiert. Seine Doktorarbeit schrieb er am Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St. Gallen über die Förderung sozialer Kompetenzen. Er hat eine kommunikationspsychologische Ausbildung bei Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun, eine Ausbildung zur Systemischen Strukturaufstellung nach Prof. Dr. Matthias Varga von Kibéd (SySt®) und eine Hypnotherapeutische Grundausbildung nach Milton Erickson. Hochschuldidaktische Seminare gibt er an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter anderem am Berliner Zentrum für Hochschullehre, am Hochschuldidaktischen Zentrum der Universität St. Gallen und an der Universität Wien.