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22.02.24

Fünf Studierende aus Mittweida entwickeln eine innovative Quiz-App zur Anwendung in der Hochschullehre. Damit sollen Lehrende und Studierende erstmals Zugang zu einem sachsenweiten Quiz-Tool zum Wiederholen von Studieninhalten erhalten.

Es ist früher Vormittag in Mittweida. Max, der Medieninformatik und Interaktives Entertainment an der Hochschule Mittweida studiert, ist auf dem Weg zur nächsten Vorlesung. Im Bus Richtung Campus holt er sein Handy heraus, öffnet eine App und beginnt konzentriert auf den Bildschirm zu tippen. Allerdings nicht zum Zeitvertreib, sondern um sich mit Inhalten aus dem Informatik-Studium zu beschäftigen - mithilfe einer Quiz-App, die er gemeinsam mit vier anderen Studierenden im Rahmen eines Moduls selbst entwickelt hat.Die App namens „StudiSQ“ ermöglicht es Studierenden, Lerninhalte aus ihrem Studium per Handy auf einfache und motivierende Weise zu wiederholen. Indem Lehrende Fragen zu ihren Lehrinhalten einpflegen, entsteht ein umfangreicher Pool an Quizfragen. Aus dieser Sammlung können Studierende je nach Fachbereich eine Kategorie auswählen und sich in Form von Quizzen spielerisch mit verschiedenen Lerninhalten beschäftigen –  unabhängig von Zeit und Ort. Die flexible Nutzung betrachtet Max als einen der größten Vorteile von StudiSQ: „Man kann den Lernstoff in der Hosentasche mitnehmen, unterwegs lernen und spielen – das zeichnet StudiSQ aus“.  
Über zwei Semester hinweg haben Max und seine Kommiliton:innen das Projekt geplant, Fachwissen recherchiert, Daten analysiert, die App programmiert und Zwischenstände evaluiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die aktuelle Beta-Version von StudiSQ enthält bereits zahlreiche Funktionen zum systematischen Wiederholen von Lernstoff, z.B. das Spielen von Quizzen im Übungs- oder Überprüfungsmodus. Für besondere Spannung sorgt außerdem der Duellmodus, bei dem zwei Studierende in fünf identischen Fragen asynchron gegeneinander antreten. Wer die meisten Fragen richtig beantwortet hat, geht als Sieger:in aus dem Duell hervor - ein Prinzip, das an die beliebte App „Quizduell“ erinnert. An dem Quizspiel haben sich Max und seine Mitstudierenden bei der Konzeption von StudiSQ bewusst orientiert. Allerdings wollen sie die Funktionen der App gezielt an die spezifischen Lehr- und Lernbedingungen an sächsischen Hochschulen anpassen.

Zunehmendes Interesse an Gamification in der Hochschulbildung 

Der Ansatz dahinter: Lernen soll Spaß machen! StudiSQ basiert auf dem Prinzip der „Gamification“ - ein Ansatz, bei dem spieltypische Elemente und Prinzipien in spielfremde Kontexte zielgerichtet eingesetzt werden (Deterding et al. 2011). Typische Gamification-Elemente wie Avatare, Punkte oder Bestenlisten begegnen uns normalerweise beim Einkaufen oder in den Sozialen Medien, wo sie unsere Kauf- und Konsumfreudigkeit anregen sollen. Bei StudiSQ dienen diese Elemente dazu, die Lernmotivation von Studierenden zu steigern. Dabei zeigt die zunehmende Anzahl an Forschungsbeiträgen zum Einsatz von Gamification in der Hochschulbildung ein steigendes Interesse an gamifizierten Lernsettings (Tolks et al. 2021). Den Studien zufolge können die spielerischen Anreize eine Leistungssteigerung bei Studierenden hervorrufen, indem sie die soziale Interaktion fördern und den konstruktiven Wettbewerb vorantreiben. 
Diese Vorteile hat sich das fünfköpfige Team bei der Entwicklung von StudiSQ zunutze gemacht. So können Spieler:innen ihr Profil nicht nur mit einem bunten Avatar personalisieren, sondern auch verschiedene Badges wie das „Abzeichen des Kampfgeistes“ oder das „Abzeichen des Fleißes“ für besondere Leistungen im Quizspiel gewinnen. Zudem können Lernende ihren Fortschritt in ausführlichen Statistiken nachvollziehen und sich in sachsenweiten Ranglisten mit anderen Studierenden vergleichen. Schließlich können sich User:innen gegenseitig als Freund:innen hinzufügen, um in Freundschaftsduellen gegeneinander anzutreten. Max betont: „Wir sind da sehr wissenschaftlich dran gegangen und haben versucht, keine Entscheidung aus dem Bauch heraus zu fällen, sondern immer fundiert auf Interviews, Analysen und Literatur. Das war uns wichtig“. 

Studierende verblüffen durch ihr großes Engagement 

Die Idee für die Quiz-App stammt ursprünglich von Dr. Stefan Keck, der an der Fakultät Maschinenbau an der Hochschule Zittau/Görlitz lehrt. Keck erkannte den Bedarf nach einem geeigneten Tool, mit dem Studierende Lerninhalte außerhalb der Vorlesungszeit selbstständig wiederholen können, ohne nach kurzer Zeit die Motivation zu verlieren. Bestehende Quizanwendungen wie Mentimeter oder Kahoot! erfüllen diese Anforderung nicht, da sie keine Möglichkeit für asynchrones Lernen bieten und der Datenschutz der Nutzer:innen nicht ausreichend gewährleistet ist. Auch die in der sächsischen E-Learning-Plattform OPAL integrierte Quizanwendung stellt Keck zufolge keine zufriedenstellende Alternative dar: „Gerade für die Handyoberfläche ist OPAL nicht ansprechend genug. Da fehlt den Studierenden der praktische und optische Anreiz, Fragen auf dem Handy zu wiederholen“. Deswegen kam Keck auf die Idee, eine Quiz-App zu entwickeln, die an die spezifischen Anforderungen von Studierenden und Lehrenden angepasst ist. Die Gelegenheit bot sich, als Mitarbeiter:innen des Verbundprojekts D2C2 der Hochschuldidaktik Sachsen im Rahmen einer Modulreihe unter der Leitung von Prof. Christian Roschke und Susan Labude von der Hochschule Mittweida eine Kooperation mit Studierenden der Medieninformatik in die Wege leiteten. Dass daraus eine anwendungsfähige App entstand, übertraf die Erwartungen von Keck und D2C2-Mitarbeiterin Lydia Laarz und deutlich. Dies sei allein dem großen Engagement der fünf Studierenden zu verdanken. Laarz zeigt sich noch immer erstaunt über den guten Verlauf des Projekts: „Ich war permanent verblüfft, wie gut und schnell die Studierenden arbeiten und was sie alles in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Also Hut ab.“ 
Dabei stellt StudiSQ nicht nur ein motivierendes Tool für Studierende dar, sondern auch Lehrende können laut Keck von der einfachen Handhabung der App profitieren. „Wir haben immer darauf geachtet, dass Dozent:innen ihre Fragen möglichst niedrigschwellig einpflegen können. Es werden z.B. keine Programmierkenntnisse benötigt“, betont Keck. Bevor Lehrende die App in ihren Lehrveranstaltungen einsetzen, sollten sie sich allerdings bewusst mit den Bedingungen des Formats auseinandersetzen. Keck ist überzeugt, dass Lehrende die Quiz-App in ein geeignetes Lehrkonzept einbinden sollten. Außerdem müssten Fragen und Antwortmöglichkeiten zu den Lehrinhalten sinnvoll formuliert sein. Ob StudiSQ eine sinnvolle Ergänzung für die eigene Lehre darstellt, müssen Lehrende demnach selbst ausprobieren. 
Aktuell befindet sich StudiSQ weiterhin in der Entwicklungsphase. Dank der positiven Rückmeldungen aus internen Testläufen wird eine neue Gruppe von Studierenden das Projekt übernehmen und der App den letzten Feinschliff verpassen. Jetzt gilt es, Layout und Bedienbarkeit der App zu optimieren und die Möglichkeiten des Fragen-Imports zu verbessern. Max hofft, dass die App bald sachsenweit verwendet werden kann: „Wir wünschen uns, dass Lehrende das Potenzial von StudiSQ erkennen und ihre Lehre damit ausgestalten. Denn am Ende profitieren davon vor allem die Studierenden“. 

Informationen zur App: https://mellon.hs-mittweida.de/digitalskills/studisq.html

 

 

 

Autor:in

Agnes Berbée

agnes.berbee@hd-sachsen.de