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18.04.24

Wie steht es eigentlich um die sprachliche Studienvorbereitung und -begleitung internationaler Studierender in Sachsen? Welche Möglichkeiten haben sie? Und welche Implikationen und Impulse können Hochschulleitungen, Mittelgebern und anderen Akteur:innen mit auf den Weg gegeben werden? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich der „Qualitätszirkel für studienbezogene Deutschförderung an sächsischen Hochschulen“.

Sprachkompetenzen stehen in engem Zusammenhang mit dem Studienerfolg internationaler Studierender, was vor dem Hintergrund hoher Studienabbruchzahlen bei internationalen Studierenden zu einem klaren Handlungsauftrag führt: die sprachliche Studienvorbereitung und -begleitung stärken und Angebote stetig weiterentwickeln (Wisniewski et al. 2022). Für die meisten Studiengänge an deutschen Hochschulen müssen internationale Studienbewerber:innen mithilfe eines Hochschulzugangssprachtests deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau C1 (bzw. an ausgewählten Hochschulen auf dem Niveau B2) des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens nachweisen. Um die sogenannte „sprachliche Studierfähigkeit“ zu erlangen, die erforderlichen Sprachtests abzulegen und die eigenen Deutschkenntnisse auch studienbegleitend weiter zu verbessern, stehen an den Hochschulen verschiedene Kurs- und Prüfungsangebote zur Verfügung.

Im Rahmen der Arbeit des 2022 gegründeten „Qualitätszirkels für studienbezogene Deutschförderung an sächsischen Hochschulen“, der die Verbesserung der Qualität der sprachlichen Studienvorbereitung und -begleitung nicht zuletzt zur Erhöhung des Studienerfolgs internationaler Studierender anstrebt, wurde im Juni 2023 eine Befragung zur Bestandsaufnahme zu studienvorbereitenden und -begleitenden Deutschlernangeboten an sächsischen Hochschulen unter den Mitgliedern des Qualitätszirkels durchgeführt. Diese stellt nicht nur eine Momentaufnahme der sachsenweiten Angebote dar, sondern bildet auch Standortspezifika und qualitätssichernde Maßnahmen hinsichtlich des Lehrens und Prüfens ab.

An der Umfrage beteiligten sich verschiedene Einrichtungen, die für die Deutschausbildung an den sächsischen Hochschulen verantwortlich sind: das Zentrum für Fremdsprachen der Technischen Universität Chemnitz, das Lehrzentrum Sprachen und Kulturräume (LSK) der Technischen Universität Dresden, das Internationale Universitätszentrum/Sprachen an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, das Studienkolleg Sachsen an der Universität Leipzig, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, das Sprachenzentrum am Institut für Kompetenz, Kommunikation und Sprachen sowie das Studienkolleg der Hochschule Mittweida, das Sprachenzentrum und Studienkolleg an der Hochschule Zittau/Görlitz sowie die Westsächsische Hochschule Zwickau. 

Die Angebote der sprachlichen Studienvorbereitung umfassen Kurse und Prüfungen zur Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH), zur Feststellungsprüfung (FSP) und zum Test Deutsch als Fremdsprache (TestDaF). Die im Jahr 2023 angebotenen DSH-Kurse und DSH-Prüfungen fanden an fünf Hochschulen (TU Chemnitz, TU Freiberg, Uni Leipzig, HS Mittweida, HS Zittau/Görlitz) statt. Das LSK der TU Dresden bot ausschließlich DSH-Prüfungen an. Zum Zeitpunkt der Umfrage standen 301 Kursplätze zur Verfügung. Die DSH-Kurse sind zum Teil kostenpflichtig, teils projekt- oder drittmittelfinanziert (z. B. Integra-Förderung). Drei der befragten Hochschulen (HS Mittweida, Uni Leipzig, HS Zittau/Görlitz) bereiten internationale Studienbewerber:innen innerhalb eines Jahres auf die FSP vor. Die Immatrikulation in die verschiedenen fachlichen Schwerpunktkurse findet an allen drei Standorten jeweils zum Winter- und Sommersemester statt, die FSP-Prüfung wird entsprechend zweimal jährlich angeboten. Mittweida und Zittau/Görlitz haben einen ingenieurs- bzw. wirtschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt. Zum Zeitpunkt der Umfrage konnten 492 Studierende die Studienvorbereitung besuchen. Auf den TestDaF bereitete unter den Befragten nur die HTWK Leipzig vor. Die TestDaF-Prüfung findet darüber hinaus an der TU Dresden und an der HS Zwickau statt. 

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die zahlreichen Kursangebote der Studienbegleitung an den acht Hochschulen. 2488 Kursplätze standen zum Erhebungszeitpunkt sachsenweit für Austauschstudierende, internationale Studierende, Geflüchtete (in Zwickau und Chemnitz) und für Mitarbeitende, Promovierende und Gastwissenschaftler:innen (in Freiberg und Chemnitz) zur Verfügung. Für den Besuch der Kurse werden nach erfolgreichem Abschluss Credits vergeben. Alle Hochschulen bieten studienbegleitend allgemeinsprachliche Deutschkurse an. An sechs Hochschulen werden darüber hinaus Deutschkurse zu Berufs- und Wissenschaftssprache, wissenschaftlichem Arbeiten sowie mündlicher und schriftlicher Hochschulkommunikation angeboten. In Zwickau, an der HTWK Leipzig und an der Uni Leipzig gibt es studienbegleitende Deutschangebote für englischsprachige Studiengänge. Fachsensible Sprachkurse werden an sechs Standorten durchgeführt, darunter Deutsch für vor allem technische, aber auch wirtschaftliche, soziale und sprachwissenschaftliche Studiengänge.

Die DaF-Lehrenden der studienvorbereitenden und -begleitenden Deutschkurse sind mehrheitlich Lehrkräfte für besondere Aufgaben und Honorarlehrkräfte. An zwei Standorten wird die Lehre zusätzlich von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen bzw. Professor:innen übernommen. Die Qualität der Angebote wird durch Lehrevaluationen, den kollegialen Austausch und gegenseitige Hospitationen gesichert. Die Weiterbildung der Lehrenden als eine weitere Maßnahme zur Qualitätssicherung wurde an drei Standorten genannt, verbunden mit dem Hinweis auf knappe zeitliche Ressourcen bzw. wünschenswerte Anreizsysteme für die Teilnahme an Fortbildungen. Mehrheitlich wurde der Wunsch nach (stärkerer) Vernetzung der Lehrenden und dem hochschulübergreifenden Austausch geäußert – hier bietet der Qualitätszirkel auch für die Zukunft eine geeignete Plattform innerhalb der sächsischen Hochschullandschaft. 

Die Angebote verändern und entwickeln sich ständig weiter, einige entfallen aufgrund von auslaufenden Förderungen. An den einzelnen Hochschulstandorten variieren sie untereinander stark je nach Hochschulgröße, institutionellen Strukturen, Förderstrukturen und Zielgruppen. In der Gesamtheit zeichnet sich jedoch ein sachsenweites Netz an vielfältigen Deutschlernangeboten in der Studienvorbereitung und -begleitung ab. Die Kursangebote sowie die Lehr- und Prüfungspraxis sollten innerhalb der Einrichtungen und hochschulübergreifend stetig weiterentwickelt werden, auch dahingehend, die tatsächlichen sprachlichen Bedarfe der internationalen Studierenden für ein Studium an einer deutschen Hochschule bestmöglich zu berücksichtigen. Hier kann das neu veröffentlichte Kompetenzmodell „Sprachliche Kompetenzen im Studium – Lernziele für die studienbezogene Deutschförderung“ (Bärenfänger et al. 2024) standortübergreifend wichtige neue Impulse für die bedarfsorientierte Curriculumentwicklung und Prüfungsgestaltung geben. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Fachkräftediskussion sollten (hochschul-)politische Akteur:innen der studienvorbereitenden und -begleitenden Deutschförderung von internationalen Studierenden besondere Aufmerksamkeit widmen, um langfristig die qualitativ hochwertige und kontinuierliche Deutschförderung in Vorbereitung auf den deutschen Arbeitsmarkt zu sichern.

 

Quellenangaben:
Bärenfänger, O., Feike, J. & Magosch, C. (2024). Sprachliche Kompetenzen im Studium. Lernziele für die studienbezogene Deutschförderung. Stuttgart: Klett.

Wisniewski, K., Lenhard, W., Spiegel, L. & Möhring, J. (Hrsg.). (2022). Sprache und Studienerfolg bei Bildungsausländerinnen und Bildungsausländern. Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojekts. Münster: Waxmann.
 

Autor:in

Leonore Spiegel

leonore.spiegel@uni-leipzig.de