Tipps & Tricks

01.08.24

Im sachsenweiten Verbundprojekt D2C2 setzen wir seit Projektbeginn auf den Ansatz "Students as Partners“. In einem internen SoAD-Projekt haben wir die partizipative Zusammenarbeit evaluiert und anschließend im Team reflektiert, wie wir auf Basis der Ergebnisse unsere zukünftige Kooperation gestalten können. Im Folgenden geben wir einen Einblick in unsere Erkenntnisse und zeigen, wie wir die Zusammenarbeit weiter verbessern möchten.

"Students as Partners" ist ein Ansatz, der die aktive Mitgestaltung von Lehre, Forschung und Studienorganisation durch Studierende fördert. Vor allem im englischsprachigen Raum wird der Ansatz bereits seit längerem gelebt. Seit einigen Jahren findet er auch in Deutschland unter dem Begriff "studentische Partizipation" zunehmend Anwendung. Dabei werden Studierende als gleichwertige Partner in alle Bereiche des Hochschullebens einbezogen, was eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen verschiedenen Akteur*innen bedeutet (vgl. Healey et al., 2014).

Im Projekt “Digitalisierung in Disziplinen partizipativ umsetzen :: Competencies Connected” (D2C2) wird der Ansatz auf zwei Ebenen umgesetzt: zum einen werden Lehrende für Students as Partners sensibilisiert und dabei begleitet, ihre Lehre entsprechend durchzuführen. Zum anderen wird die Projektarbeit zwischen studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitenden selbst partizipativ gestaltet. Wie die Umsetzung des Ansatzes Students as Partners im Projekt erfolgt und gelingt, reflektieren wir in einer Arbeitsgruppe in unserem Scholarship of Academic Development-Projekt (SoAD).

Im Rahmen eines Verbundtreffens in Präsenz in der Mitte der Projektlaufzeit wurde eine Ist-Stand-Erhebung durchgeführt. Dabei standen nicht nur die förderlichen und hinderlichen Bedingungen für die Umsetzung einer partizipativen Zusammenarbeit im Projekt im Fokus, sondern auch Wünsche und Ideen für Veränderungen. Die Ergebnisse der Ist-Stand-Erhebung wurden in unserem internen Austauschformat „Digging Deeper“ im März 2024 diskutiert.

Wie können wir eine andauernde kritische Reflexion mit dem Thema Students as Partners herstellen?

In der Fachliteratur werden vor allem die positiven Ergebnisse aus Students as Partners-Projekten herausgestellt. Mercer-Mapstone et al. (2017, S. 18 f.) empfehlen einen Blick auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten. Daraus leiten wir eine andauernde kritische Reflexion des Ansatzes im Projekt ab. 
Die Diskussion der Fragestellung zeigte, dass es für eine Auseinandersetzung mit dem Ansatz Students as Partners wichtig ist, die standort- und fachspezifischen Aspekte mitzudenken und zu reflektieren. Dies ist vor allem bei allgemeinen Fragestellungen auf der konkreten Arbeitsebene in regelmäßigen Abständen notwendig, z. B. wie die Zusammenarbeit von wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeitenden gut funktionieren kann. Auch ein kontinuierliches Monitoring der Zusammenarbeit, sei es strukturiert in Form von Befragungen oder unstrukturiert in Form von informellem Austausch, kann als wichtiger Bestandteil einer kritischen Reflexion des Students as Partners-Ansatzes gelten. Darüber hinaus sollte ein Rahmen geschaffen werden, in dem Good Practice-Beispiele der Zusammenarbeit an den unterschiedlichen Standorten vorgestellt werden, um Umsetzungsmöglichkeiten und deren Parameter und Kriterien aufzuzeigen und zu diskutieren. 


Wie kann es gelingen, die Potenziale von Students as Partners aus dem Verbund in die Hochschulen wirken zu lassen? 

Der Students as Partners-Ansatz soll nicht nur in Projekten und einzelnen Lehrveranstaltungen umgesetzt werden. Vielmehr zielt er laut Mercer-Mapstone et al. (2017, S. 19) darauf ab, die Kultur der Institution Hochschule grundlegend zu verändern: weg von traditionellen Hierarchien, hin zu mehr Partizipation der Studierenden. 
Entsprechend der Diskussion der Fragestellung im ‘Digging Deeper’ ist eine wichtige Voraussetzung dafür das Bewusstsein für die bestehenden Hierarchien und die Potenziale studentischer Partizipation. Der Ansatz darf nicht als reine Methodik verstanden werden. Die Hierarchiesensibilität ist Dreh- und Angelpunkt für eine gelingende Umsetzung.

Vor diesem Hintergrund formulierten wir drei mögliche Umsetzungsideen:

  1. Der Students as Partners-Ansatz könnte einen festen Platz im Zertifikatsprogramm der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) erhalten und somit Lehrende systematisch für die Partnerschaft sensibilisieren und ausbilden. Methoden zur Umsetzung und Good Practices ermöglichen den Lehrenden dabei die konkrete Anwendung im beruflichen Alltag. 

  2. An den Hochschulstandorten könnten unterschiedliche Akteur*innen einbezogen werden: Die Rektor*innen könnten mit dem Ansatz vertraut gemacht werden, um für dessen Potenziale zu sensibilisieren und ihn als Leitprinzip zu fördern. Auch die HD-Referent*innen könnten als Multiplikator*innen an ihren Hochschulstandorten agieren.

  3. Auf Seiten der Studierenden können Tutor*innen eine Brücke zwischen Lehrenden und Studierenden bilden, um studentische Partizipation zu vermitteln. Durch die peer-to-peer-Zusammenarbeit fällt es den Studierenden leichter, sich auf diese partizipative Neustrukturierung einzulassen. Auch die Lehrenden können von den besonderen Einblicken der Tutor*innen profitieren. Voraussetzungen dafür sind die Bereitschaft und das Engagement der Lehrenden, dieses Potenzial für ihre Lehrveranstaltungen zu nutzen.

 

Wie kann der Austausch zwischen den Studierenden gefördert werden? 

Im Mittelpunkt des Students as Partners-Ansatzes sollen die Studierenden selbst stehen. Der Ansatz berücksichtigt nicht nur die Zusammenarbeit von Akteur*innen unterschiedlicher Ebenen, sondern insbesondere die Partnerschaft von Studierenden untereinander (vgl. Mercer-Mapstone, 2017, S. 19). 
Doch wie kann diese gelingen? Als Erfolgsfaktor wurde insbesondere ein Austausch in Präsenz herausgestellt, damit sich die studentischen Mitarbeitenden untereinander kennenlernen können. Auch ein Chatkanal für einen rein studentischen Austausch, die Etablierung regelmäßiger gemeinsamer Termine, Mentor*innenprogramme mit bereits beschäftigten Studierenden und deren Einbindung in die Onboarding-Veranstaltungen fördern das Miteinander. Außerdem sollten verschiedene Austauschmöglichkeiten an den Hochschulen gefördert werden, um den Students as Partners-Ansatz direkt dort zu etablieren.
Zu beachten ist, dass ein Austausch nicht erzwungen werden sollte, sondern den Studierenden lediglich die Möglichkeit dafür geboten wird.


Was bedeuten die Ergebnisse, für die Umsetzung des Students as Partners-Ansatzes im Projekt D2C2? 

Das Austauschformat ‘Digging Deeper’ fand zeitlich nah an der Zusage der Projektverlängerung bis Ende 2025 statt. Für den weiteren Projektverlauf wurden für die künftige Umsetzung des Ansatzes Ideen für die stärkere Einbindung der studentischen Mitarbeitenden dokumentiert: 

  • eine studentische Begleitung beim Onboarding neuer studentischer Mitarbeitender

  • die Initiierung individueller studentischer Projekte an den jeweiligen Hochschulstandorten

  • die gewinnbringende Verknüpfung von Studieninhalten und persönlichen Interessen der studentischen Mitarbeitenden mit ihrer Tätigkeit im Projekt.

Mit unserer Arbeit möchten wir andere Verbundprojekte dazu ermutigen aus unseren Erfahrungen Erkenntnisse und Ideen abzuleiten, wie sie die partizipative Zusammenarbeit stärken können und welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um alle Mitarbeitenden gleichberechtigt einzubinden. 

Einen umfassenden Einblick in unsere Ergebnisse geben wir im nächsten HDS-Themenheft mit dem Titel „Digitalisierung in Disziplinen partizipativ umsetzen :: Competencies Connected (D2C2)“, das im September 2024 erscheint.
 

Autor:in

Anna Beisenwenger, Saskia Junge, Sylvia Schulze-Achatz